Christian Niehus


Dr. med. Christian Niehus ist in der Schweiz geboren und aufgewachsen. Er studierte an der Universität Zürich Humanmedizin und doktorierte in den Fachgebieten Chirurgie und Anästhesie.

Nach Erlangung des Facharzttitels in allgemeiner Chirurgie und Unfallchirurgie sowie Zusatzausbildungen in Urologie, Intensivmedizin und plastischer Chirurgie spezialisierte er sich auf die Durchführung ästhetischer Behandlungen.

Heute führt Dr. med. Christian Niehus seine eigene Praxis für hochspezialisierte ästhetische Chirurgie in Zürich und engagiert sich ehrenamtlich im Verein «Cheira – Swiss Humanitarian Surgery» sowie für den Tierschutz.

Warum, denken Sie, sind Sie so erfolgreich?

Ich liebe, was ich tue. Und ehrlich gesagt, ich denke immer, es ist eine grosse Ehre, sein Hobby zum Beruf machen zu dürfen. Und das ist es, was ich mache. Jeden Morgen, wenn ich aufwache, gehe ich gerne zur Arbeit, weil ich weiss, dass mich sehr interessante Dinge erwarten. Ich treffe interessante Menschen. Jeder Patient ist etwas Neues. Du hast Fähigkeiten, die du nicht bei jedem Patienten anwenden kannst. Jedes Mal, wenn du etwas machst, ist es etwas Neues. Es ist ein neues Projekt.

In der plastischen Chirurgie musst du verstehen und umsetzen, was für den Patienten wichtig ist, nicht was für dich wichtig wäre. Also was will der Patient? Und das zu lesen und dem Patienten zu geben, was er erwartet – das ist das Wichtigste in der plastischen Chirurgie. Nicht das Ausführen dessen, was deine Fähigkeiten sind, weil du es von jemandem gelernt hast.

Woher bekommen Sie Ihre Inspiration?

Ich denke ehrlich gesagt, entweder man hat sie oder man hat sie nicht. Ich bin ein Fan davon, selbst herauszufinden, was die beste Lösung ist. Manchmal klappt es ziemlich gut, manchmal muss ich etwas mehr arbeiten. Aber vor allem und am wichtigsten ist es, eine umfassende Grundausbildung zu haben. Deshalb habe ich all diese Spezialisierungen, Schulungen und Ausbildungen gemacht. Vielleicht hatte ein Patient einen Unfall, eine fehlgeschlagene Operation oder er hat genetische Probleme. Der Chirurg muss es reparieren. Er muss überlegen: «Wie kann ich das machen?» Nichts wird ihm helfen, solange er nicht sieht, was der Patient braucht. Wenn ich einen menschlichen Körper anschaue, kann ich genau sagen, wo die Defizite sind, wie es sein sollte, wie es funktionieren könnte, um zur Natur zurückzukehren. Und deshalb sage ich auch, dass jeder Patient, jede Patientin für mich ein neues Projekt ist.

Welchen Rat würden Sie einem jungen Menschen geben?

Reise um die Welt und interessiere dich dafür, was in den Köpfen anderer Menschen vorgeht! Stelle Fragen und du wirst Millionen verschiedene Dinge sehen und Millionen verschiedene Meinungen hören. Deshalb denke ich, wenn ich zurückgehen könnte, würde ich noch mehr reisen und sehen, was möglich ist. Sehen, was andere tun. Nicht nur 10% in jedem Bereich, denn das ist das, was wir in unseren Institutionen lernen. Danach kannst du entscheiden, wohin du gehen möchtest. Und man ist nie zu alt, um noch viel mehr zu lernen. 

Und ein sehr wichtiger Punkt ist: Trainiere dein Gehirn. Trainiere es zum Beispiel, indem du ein Instrument spielst. Gehirn und Hände müssen zusammenarbeiten wie ein eingespieltes Team. Es hilft nicht, wenn dein Gehirn gute Lösungen findet, du diese aber nicht mit deinen Händen umsetzen kannst. Du musst diese Fähigkeiten trainieren. Es wäre besser, in verschiedene Bereiche tiefer einzublicken. Das ist es am Ende, was dich entdecken lässt, wo deine Stärken liegen und wo du dich wohl und selbstbewusst fühlst.

In Bezug auf die plastische Chirurgie bin ich ein Fan von rekonstruktiver plastischer Chirurgie, was bedeutet, dass man einfach erhält oder zurückholt, was ohnehin schon einmal da war. Es ist etwas zwischen Geometrie und Statik.

Aber nachdem du all das gelernt hast, weisst du, man muss nicht alles operieren. Wenn du denkst, es ist nicht notwendig, sagst du das dem Patienten auch! Wenn keine Operation notwendig ist, muss er sich nach jemand anderem umsehen. Und wenn du dich nicht wohlfühlst, ist es sehr wichtig, nein sagen zu können.

Was ist Ihre Utopie?

Wir sollten alle Lebewesen und unsere Umgebung auf diesem Planeten genauso behandeln, wie wir selbst behandelt werden möchten. Das ist meine Vorstellung von einer guten Welt, aber ich weiss, dass das schwer zu erreichen ist. Trotzdem: Wenn jeder das in seiner kleinen Welt tut, kann es vielleicht ein oder zwei andere beeinflussen, und diese zwei beeinflussen wieder andere – es ist wie ein Tropfen in einen See, dessen Wellen irgendwann das andere Ufer erreichen.

Das ist mein wahrer Glaube und meine Hoffnung. Ich denke, wir sind auf einem guten Weg, weil wir anfangen, darüber nachzudenken, was wir essen. Wir fangen an, über Verschmutzung nachzudenken und wir ändern unsere Einstellung gegenüber Tieren.

Was ist für Sie Schönheit?

Ich denke, es gibt eine kollektive Schönheit. Das bedeutet, dass es Dinge gibt, die vielen Menschen auf diesem Planeten gefallen. Eine Art kollektives Gefühl, das durch diese Dinge erzeugt wird. Und dann haben wir auch eine persönliche Schönheit, ein individuelles Gefühl, eine positive Emotion, die nicht nur durch das Betrachten von Kunst, Natur usw. entsteht, sondern auch durch das Erkennen von innerer Schönheit wie Empathie, Integrität und Freundlichkeit. Solange Sie zulassen, Gefühle zu haben, sind Sie auf dem richtigen Weg. 

Wir alle wissen von der perfekten Unvollkommenheit der Natur. Die Natur ist nie perfekt. Und Menschen, die eine Unvollkommenheit haben und es nicht wissen, fühlen sich attraktiv. Das ist etwas wirklich Schönes, und leider versuchen viele junge Menschen, genauso auszusehen wie Influencer auf Instagram. Sie sehen dann alle vollkommen gleich aus. Ich weiss nicht, ob das der richtige Weg ist, den wir gehen, aber es ist die nächste Generation. Vielleicht bin ich zu alt, um es zu verstehen, aber für mich ist das nicht mehr schön.

Warum ist ein Arzt, der zeichnen kann, die bessere Wahl?

Wenn ein Arzt in der Lage ist, ein Auge, einen Mund oder eine Lippe zu zeichnen und vielleicht ein zukünftiges Bild des Patienten zu erstellen, dann können Sie sagen: «Zumindest bis hierhin bin ich von seinen Fähigkeiten überzeugt, weil er mit seinen Händen arbeiten kann.» Wenn er gut ist, was für mich bedeutet, dass er gut ausgebildet und geschult ist, als Voraussetzung. Es ist sehr wichtig, dass ein Arzt aufs Papier bringen kann, was er sich vorstellt. Es geht über die Hände, denn das ist das Einzige, womit er arbeitet. Wir haben Hände und wir haben Ohren zum Zuhören, was für einen plastischen Chirurgen und zugleich für den Patienten sehr wichtig ist. Er sollte in der Lage sein, zu zeichnen, was vor sich geht, und dem Patienten zu zeigen, wie das Ergebnis aussehen könnte und wie er es erreichen wird. Er sollte darauf hören, was der Patient sagt und wie dieser aussehen möchte – immer innerhalb der vernünftigen Grenzen natürlich.

So sind am Schluss alle zufrieden.

«Projekte mit dem Ziel, anderen zu helfen, geben mir wirklich die Energie, weiterzumachen.» 

Sehen Sie Teil 1 unseres Interviews mit Christian Niehus

Sehen Sie Teil 2 unseres Interviews mit Christian Niehus

Christian, danke für deine Zeit. Schön, dich hier zu haben. Du bist Chirurg. Ich habe über dich gelesen, über deine Ausbildungen und deine besonderen Fähigkeiten in Neurologie, Unfallchirurgie, plastischer Chirurgie und rekonstruktiver Chirurgie. Habe ich etwas vergessen?

Nein, bisher nicht.

Gut, ich habe meine Hausaufgaben also gemacht. Die Frage, die mir dabei aber in den Sinn kam, war: Hast du auf ein klares Ziel hingearbeitet? Oder hast du einfach die Materie geliebt oder das Lernen, das Studieren? Wie kamst du zu so vielen Fähigkeiten?

Das ist eine sehr gute Frage, und manchmal kann ich sie selbst nicht einmal beantworten. Denn ich denke, ich habe Medizin begonnen, weil mein Vater mir geraten hat, nicht Architekt zu werden. Weil das Geschäft kaputt sei. Und so dachte ich mir, was soll ich sonst tun? Ich habe also mit der Medizin angefangen und das war so interessant, dass ich dabei geblieben bin. Ich habe einen Onkel, der auch Arzt ist, aber er macht etwas ganz anderes. Und dann konnte ich mich nicht entscheiden, was ich machen sollte. Aber ich war immer ein visueller Mensch und kein sprachlicher. Deshalb bin ich im Reden nicht so gut wie im Zeichnen oder Bauen. Also, wenn ich könnte, würde ich alles mit meinen Händen machen. Aber das ist nicht möglich. Und wir haben so viele interessante Bereiche in der Medizin. Aber für mich war das Interessanteste oder Beeindruckendste, als wir an einer Person operiert haben, die wirklich krank war. Es gab einen Notfall und mein Chef hat es repariert, und dann hat er es geschlossen, und es sah hässlich aus. Und so wacht der Patient auf und sagt: «Vielen Dank, dass Sie mein Leben gerettet haben.» Aber er schaut an sich hinab und sagt: «Aber was ist das?» Es war sehr hässlich. Aber sein Leben ist gerettet. Und mein Professor, mein Lehrer, hat gesagt: «Nun, es ist wichtiger, dass die Einsicht richtig ist.» Aber ich sagte: «Aber der Patient kann die Einsicht nicht sehen. Er schaut nur von aussen.» Das war eine sehr wichtige Situation für mich, um in die Richtung zu gehen, in die ich jetzt gehe. Und für diese Richtung musste ich verschiedene Ausbildungen haben, wie Traumatologie, Orthopädie. Und dann natürlich am Ende die plastische Chirurgie.

Und die Ironie ist: Du bist zum Architekten geworden – an menschlichen Körpern.

Ja, absolut. Und ich weiss nicht, ob ich ein guter Architekt geworden wäre. Aber ich weiss auch nicht, ob ich ein guter plastischer Chirurg bin.

Ich weiss es aber.

Danke. Aber ich liebe, was ich tue. Und ehrlich gesagt, ich denke immer, es ist eine grosse Ehre, sein Hobby zum Beruf machen zu dürfen. Und das ist es, was ich mache. Jeden Morgen, wenn ich aufwache, gehe ich gerne zur Arbeit, weil ich weiss, dass mich sehr interessante Dinge erwarten. Ich treffe interessante Menschen. Jeder Patient ist etwas Neues. Du hast Fähigkeiten, die du nicht bei jedem Patienten anwenden kannst. Jedes Mal, wenn du etwas machst, ist es etwas Neues. Es ist ein neues Projekt.

Und ich weiss aus Erfahrung, dass du nicht nur ein grossartiger Chirurg bist, sondern einer dieser Ärzte, die sich wirklich kümmern. 

Nun, ich versuche es.

Nein, du bist es. Denn ich erinnere mich sehr gut, ich habe dich einmal um 6 Uhr morgens angerufen, weil ich solche Nierenschmerzen hatte. Du hast die richtige Diagnose gestellt. Du hast mir gesagt, was zu tun ist. Du hast mir wie ein Freund geholfen, du bist sensibel und empathisch. Also, das macht dich besonders. Und ich denke, wenn wir nach Gründen für Erfolg suchen, bei allen Interviewpartnern, die wir hatten, kommt es auf Empathie an.

Nun, ich denke, Empathie ist sehr wichtig. Denn eine Operation ist nicht nur ein Projekt, sie ist ein Weg, den du gehst. Sie ist Teamarbeit. Du kannst der beste Chirurg sein – wenn der Patient nicht deine Regeln befolgt, kann er alles ruinieren. Oder wenn du deine eigenen Regeln nicht befolgst, wird es eine Katastrophe. Also denke ich, es ist immer Teamarbeit. Und wenn ein Teil des Teams ein Problem hat, versuchst du zu helfen, denn du bist nur so gut wie dein Partner. Und meiner Meinung nach ist jeder Patient irgendwie ein Partner. Du gehst also eine Partnerschaft für eine gewisse Zeit ein. Und deshalb passiert es auch oft, dass ein Patient zu einem Freund wird. Und das ist für mich etwas sehr Bedeutendes.

Wenn wir über Rekonstruktion sprechen, da brauchst du – eben wie ein Architekt – eine Vision. Wie soll das Ergebnis aussehen? Du hast ein Bild im Kopf. Also musst du den menschlichen Körper kennen, aber du brauchst auch Inspiration und Talent. Woher beziehst du deine Inspiration?

Ich denke, ehrlich gesagt, entweder man hat es oder man hat es nicht. Deshalb habe ich gesagt, ich weiss nicht, ob ich ein guter Architekt sein könnte. Ich denke, ich kann ein besserer Arzt sein als ein Architekt. Denn ich sehe, was andere Leute mit ihren Fähigkeiten machen, und wie sie Häuser bauen, was ich nie könnte. Sie haben Ideen, die ich nicht sehe. Aber wenn ich auf den menschlichen Körper schaue, kann ich genau sagen, wie etwas sein sollte, wie es funktionieren kann. Und deshalb habe ich auch gesagt, dass jeder Patient ein neues Projekt ist. Du hast also etwas, und vielleicht kommt jemand aus einem Unfall heraus, kommt aus einer schlechten Operation heraus. Er hat noch andere Probleme. Du musst es reparieren. Und dann musst du anfangen zu überlegen: «Wie kann ich das machen?» Und du kannst hundert Bücher lesen – es wird dir nicht helfen, solange du nicht siehst, was der Patient braucht. Deshalb bin ich kein Fan davon, alle Bücher zu lesen, und ich bin kein Fan davon, zuzuhören, was andere Leute tun. Ich bin ein Fan davon, selbst herauszufinden, was die beste Lösung ist. Manchmal klappt es ziemlich gut, manchmal musst du ein wenig mehr arbeiten. Aber du musst natürlich die grundlegenden Fähigkeiten erlernen und die entsprechenden Ausbildungen machen. Und wenn du das alles hast, dann musst du wirklich herausfinden, ob dieser Beruf für dich gemacht ist. Denn du musst mit deinem Auge arbeiten. Und du musst verstehen, was für den Patienten wichtig ist, statt was für dich wichtig ist. Also was will der Patient? Und das zu lesen und dem Patienten zu geben, was er erwartet. Das ist das Wichtigste in der plastischen Chirurgie. Nicht das Ausführen dessen, was deine Fähigkeiten sind, weil du es von jemandem gelernt hast. Vielleicht hast du gelernt, wie man eine perfekte Nase macht, aber diese Nase passt nicht zum Gesicht des Patienten. Also musst du überlegen: «Was kann ich anders machen?»

Und ich denke, das ist der wichtige Punkt für deinen Erfolg, dass du zuhörst. Du hörst den Patienten zu. Denn manchmal ist jemand sehr aufgeregt über, ich weiss nicht, über seine Ohren, und dabei hat er eine riesige Nase, die ihm aber egal ist. Also ist es wichtig, den Punkt des Patienten zu verstehen.

Ich weise niemals einen Patienten auf ein Problem hin, das er nicht hat. Ich habe einmal einen Chirurgen sagen hören, dass er, wenn sich die Tür zu seinem Büro öffnet, sofort erkennen kann, was der Patient will. Und ich sagte: «Aber das ist das, was du willst, nicht was der Patient will.» Also denke ich, ich habe viel aus diesem Satz gelernt. Denn ich denke, es ist wirklich sehr wichtig, dem Patienten nicht zu sagen, was er braucht, es sei denn natürlich, er bittet darum – sondern einfach zu fragen, wie du ihm mit seinem Problem helfen kannst. 

Ich hatte einmal ein Mädchen in der Praxis – ich glaube, sie war 28 oder 29 – egal. Sie kam mit ihrem Vater zu mir und sie war hübsch. Dann erzählte mir der Vater ihre Geschichte und er sagte: «Sie ist mit sehr dünnen Armen, sehr dünnen Beinen geboren, aber mit viel Fett um ihre Hüften.» Und ab etwa 23 oder 24 Jahren ging sie zum Psychiater, und der Psychiater sagte ihr, dass es nicht wichtig sei, dass sie einen grossen Bauch hat. Aber sie schwamm nicht, sie ging nicht zum Sport, nicht zur Schule, nicht an den Strand im Urlaub. 

Sie zeigte es mir und ich sagte: «Warum nehmen wir es nicht weg?» 

Und sie sagten: «Kannst du das tun, kannst du es einfach entfernen, und das war’s?» 

Und ich sagte: «Natürlich. Also, wenn du vor fünf Jahren hier gewesen wärst, hätte ich es dir gesagt, und es wäre verschwunden.» 

Das Problem ist weg. Es ist nicht der beste oder der einzige Weg, Probleme wie dieses zu lösen, aber wenn es so leicht zu lösen ist, warum machst du es nicht?

Und ich bin ehrlich gesagt kein Fan von übermässiger plastischer Chirurgie. Du weisst, dass ich kein Freund davon bin, Lippen oder Wangen zu übertreiben. Ich bevorzuge rekonstruktive plastische Chirurgie, mit der du behältst, was du hast, und wenn etwas kaputt ist, reparierst du es. Aber du fügst nichts Neues hinzu.

Aber wenn wir über rekonstruktive Chirurgie und plastische Chirurgie sprechen, stellt sich uns die Frage: Was ist Schönheit? Was ist schön? Ich weiss, Schönheit ist ein individuelles Empfinden und eswird durch Kultur, Alter und vieles mehr beeinflusst. Aber denkst du, es gibt gewisse – vielleicht nicht Regeln, aber gewisse Dimensionen, die für Schönheit generell gelten? Hast du dazu eine Idee?

Ja, aber ich habe eine etwas seltsame Vorstellung von Schönheit. Ich denke, wir haben eine kollektive Schönheit, das heisst, etwas, das vielen Menschen auf diesem Planeten gefällt. Und wir haben eine persönliche Schönheit. Und was für mich persönlich Schönheit bedeutet, kann ich nicht gut beschreiben. Schönheit ist ein Gefühl.

Und solange du dir erlaubst, dieses Gefühl zu haben, wenn du Schönheit empfindest, bist du auf dem richtigen Weg. Es gibt also viele Bücher, in denen du über die   verschiedenen Zeichen und goldenen Regel lesen kannst, und dann sagt man, dies ist das perfekte Gesicht, aber das bedeutet überhaupt nicht, dass es jedem gefällt. Also denke ich, Schönheit ist Schönheit, wenn sie ein Gefühl in dir auslösen kann. Sie muss überhaupt nicht objektiv schön sein. Und jeder sagt: «Wow, das ist eine nette Person, oder das ist ein schöner Hund». Aber wenn es kein Gefühl in deinem Herzen auslöst, ist es für dich nicht schön. 

Und deshalb komme ich zum Projekt zurück: Jeder Patient ist ein neues Projekt. Und manche Menschen denken, sie sind nicht schön, aber das sind sie. Und sie sind sehr schön. Und ich stehe nicht auf Symmetrie, zum Beispiel. Wenn ich ein Gesicht sehe, ist ein Auge ein wenig tiefer als das andere, oder ein Teil der Lippe ist ein bisschen dicker als der andere Teil, das ist es, was Schönheit ausmacht, weil es ein Gefühl in dir aufbauen kann. Und solange du die Schönheit spürst, würde ich sagen, das ist Schönheit oder das ist schön. Und natürlich, wenn du den Sonnenuntergang siehst, ist das schön.

Aber es löst nur ein Gefühl aus, wenn etwas in dir passiert. Vielleicht bist du mit der Person dort oder du hast schöne Musik, wie wir vorher gesprochen haben, dann löst es ein Gefühl in dir aus. Und das ist für mich Schönheit. Also am Ende möchte ich sagen, ich will kein perfektes Gesicht erreichen, ich will ein Gefühl für jemanden erreichen. Und ich denke, wenn du in den Spiegel schaust und ein Gefühl hast, dass es richtig ist, dass du dich schön oder angenehm fühlst, dann habe ich die richtige Arbeit geleistet. Das ist meine Ansicht, was Schönheit ist. Und um darauf zurückzukommen, was ich am Anfang gesagt habe: Du hast die kollektive Schönheit, wenn du viele Menschen findest, die etwas schön finden. Das ist eine einfache Schönheit. Also… ein blondes Mädchen, langes Haar, schöne Form. Nun, das ist schön, weil viele Menschen denken: «Ja, sie ist schön.» Aber wichtiger ist die besondere Schönheit, wenn jede Person eine andere Meinung zu etwas hat. Und da wird es wirklich interessant. Was ist Schönheit?

Es geht auch um das Selbstbild. Wenn wir ein gutes Selbstbild haben, fühlen wir uns schön. Wir fühlen uns gut, lächeln leichter und sind selbstbewusster. Ich denke, das ist der Punkt. Und es geht um die Frage, die du erwähnt hast: Ob etwas ein Gefühl oder eine Emotion hervorrufen kann. Mein Hund zum Beispiel, wenn du meinen Hund genau anschaust, ist er eigentlich hässlich. Er ist wirklich hässlich. Er hat diese herausstehende Nase, Zähne, die in alle Richtungen zeigen, die Augen sind nicht korrekt, der Züchter ist verzweifelt, aber jeder sagt zu mir: «Ah, du hast so einen schönen Hund.»

Nun, das ist genau das, was ich meine. Und solange… ich meine, du kannst eine Person hässlich machen, indem du dieser Person sagst, dass ihre Nase zu gross ist, ihre Augen nicht schön sind, ihr Gesicht rund ist… was auch immer. Und diese Person wird anfangen zu denken, dass sie hässlich ist, obwohl sie sehr schön ist, schön für jemand anderen. Also denke ich, für mich hat Schönheit immer mit Gefühlen zu tun. Und ich denke, es ist irgendwie wie bei der Musik, über die wir vorhin sprachen. Wenn sie kein Gefühl in dir auslöst, findest du sie nicht schön, und das ist in Ordnung.

Ja genau.

Also, wenn es eine andere Person gibt, die das Aussehen dieser Dame nicht mag, ist das völlig in Ordnung. Die Menschen in diesem Jahrhundert denken immer, dass sie überall hineinpassen und alle zufriedenstellen müssen. Ich denke, das ist der völlig falsche Weg. Das Schönste ist, wenn du eine Person hast, die nicht perfekt ist, die nicht komplett symmetrisch ist, aber die sich selbst mag, und dann kann man die Schönheit sehen, und das ist das Wichtigste. Auch wenn wir plastische Chirurgie oder rekonstruktive Chirurgie betreiben, versuchen wir nicht, komplett das zu erreichen, was vorher war, sondern etwas Ähnliches. Denn wenn du ein zerstörtes Gesicht hast oder einen Unfall hattest oder was auch immer, kann es nie mehr werden wie früher. Du musst nicht die volle Symmetrie oder die vollen goldenen Regeln erreichen. Es muss nur schön und ansprechend sein und ein gutes Gefühl hervorrufen.

Es geht auch um Harmonie, und Harmonie muss nicht Symmetrie sein.

Absolut, absolut. Und wenn du mit einem Massband gehst, es auf ein Gesicht legst und sagst: «Das muss hier sein, und das muss genau hier sein.» Und Winkel, und Abstände, das sieht natürlich schön aus, aber es wird nicht unbedingt das richtige Gefühl hervorrufen.

Und wir hatten auch diesen Begriff der unvollkommenen Vollkommenheit der Natur. Die Natur ist nie perfekt.

Das ist das Wort, das von mir sein könnte: die perfekte Unvollkommenheit.

Genau.

Da liegt wirkliche Schönheit. Menschen, die eine Unvollkommenheit aufweisen und nicht wissen, dass sie für andere Menschen attraktiv sind. Das ist wirklich schön, und leider versuchen viele junge Leute, genauso auszusehen wie auf Instagram. Sie sehen am Schluss oft furchtbar aus, und vor allem alle gleich. Ich weiss nicht, ob das ein guter Weg ist, den wir gehen, aber es ist die nächste Generation. Vielleicht bin ich schon zu alt, um es zu verstehen, aber für mich ist das nicht mehr schön. Das ist nur eine Veränderung des Aussehens, und das macht eine Person nicht schöner oder attraktiver; es ändert nur das Aussehen.

Wenn du einer jungen Chirurgin oder einem angehenden Chirurgen für rekonstruktive Chirurgie einen Rat geben könntest – was würdest du ihr oder ihm sagen?

Reise um die Welt und schau dir an, was in den Köpfen anderer Menschen vorgeht, indem du sie fragst, was schön ist. Und du wirst Millionen von verschiedenen Dingen sehen, und du wirst Millionen von verschiedenen Meinungen sehen. An einer Konferenz wurde einmal etwas sehr Interessantes vorgeführt. Ich glaube, es war irgendwo in Asien, oder nein, es war in New York. Sie hatten eine Dame auf der Bühne und dazu fünf Ärzte aus verschiedenen Teilen der Welt.

Und jeder Arzt kam öffentlich auf die Bühne und erzählte, was er an dieser Person ändern würde oder wie er sie behandeln würde. Und die anderen konnten nicht hören, was er sagte.

Völlig unvoreingenommen – und das war das Beste, was ich je gesehen habe, denn am Ende gab es fünf Ärzte und du hattest fünf völlig unterschiedliche Möglichkeiten, diese Dame zu behandeln. Da konntest du sehen, es spielt keine Rolle, wie gut du bist, wenn du gute Fähigkeiten hast. Du kannst Millionen von Büchern lesen oder zu Konferenzen gehen oder was auch immer. Wenn du nicht die Fähigkeiten hast, die Patienten zu verstehen, hilft es dir nicht. Und das war so schön zu sehen. Das bedeutet auch, wenn du Schweizer bist und deine Augen operieren möchtest, weil dir deine Augen nicht gefallen, du vielleicht etwas zu viel Haut auf deinen oberen Augenlidern hast und du Operationen machen möchtest und im Internet liest, in Südkorea machen sie das für 1.500 €. Sehr gut. Also reist du nach Südkorea, aber dann hast du einen südkoreanischen Arzt, und der hat eine völlig andere Meinung über Schönheit und wie es aussehen sollte, also wird er nie das Ziel erreichen oder das, was du für deine Augen wolltest. Du musst den richtigen Arzt finden, der dich verstehen kann und der deinen Wunsch in das umwandeln kann, was du möchtest. Und ich denke, das ist etwas, das viele Menschen nicht verstehen, dass es nicht nur um die Fähigkeiten geht, sondern auch darum, dass der Arzt dich verstehen kann, deine Gedanken lesen kann, auf das hören kann, was du möchtest, und versuchen kann, das mit den Fähigkeiten zu tun, die er hat. Wenn er diese Fähigkeiten aber nicht hat, sollte er ehrlich sein und sagen, nun, ich kann das wirklich nicht, ich bin nicht in der Lage dazu, aber ich kenne jemanden, der das tun kann. Also mache ich nicht die ganze plastische Chirurgie, die ich in den USA oder in der Schweiz gelernt habe. Ich mache das, was ich wirklich gerne mache und was ich richtig gut kann, und wenn es etwas anderes ist, schicke ich die Person zu einem anderen Arzt.

Der dieses spezifische Fachgebiet liebt.

Genau. Ich bin kein Spezialist für Nasenoperationen, also werde ich sie wegschicken.

Und dann haben wir natürlich das Problem des Chirurgenberufs, dass jeder Chirurg denkt, er sei der Beste. Dann musst du einen Schritt zurücktreten und wirklich versuchen, ein wenig herunterzukommen und nur das zu tun, wozu du in der Lage bist und worin du wirklich gut bist.

Ich habe über dieses Problem nachgedacht, und ich sehe den Punkt, wenn du beispielsweise den ganzen Tag Leben rettest oder schöne Nasen machst, verlierst du die Beziehung zur normalen Welt. Du bist in deiner Blase, und da bist du sehr gut. Und dann wirst du einfach übermütig, du verlierst die Relationen.

Ja, das ist ein grosses Problem. Ich weiss es, weil ich Chirurg bin und es auch lernen musste. Wenn ein Patient zu dir kommt und sagt: «Kannst du bitte meine Ohren operieren oder mir bei diesem Problem helfen?» Dann sagst du zuerst: «Ja, ich kann dir helfen», und dann fängst du an zu studieren. Wie kann ich dieses Problem lösen? Anstatt ehrlich zu sein und zu sagen: «Hör zu, ich bin wahrscheinlich nicht der Beste für diesen Job, aber ich kenne jemanden, der besser ist als ich, und ich kann dir helfen, diesen Arzt zu finden.»

Es ist auch eine Frage des Netzwerkens, dass du den Besten in seinem eigenen Bereich kennst.

Absolut. Und natürlich sind Chirurgen immer stolz darauf, was sie tun. Also ist es sehr schwer, über deinen Schatten zu springen und zu sagen, das ist vielleicht nichts für mich.

Es ist eine Frage der Selbstbeurteilung, dass du einsiehst, du bist gut darin, du bist zufrieden, aber du bist nicht Gott.

Am Anfang denkst du, du bist ein Held. Aber du bist keiner, du bist ein Anfänger, das ist das Problem. Aber es braucht Zeit, ich meine, es hat mich 20 Jahre gekostet, das zu lernen.

Um deinen Rat an junge Chirurgen zusammenzufassen: Einfach reisen und viele Informationen sammeln?

Und sehen, was andere tun, um dann zu entscheiden, welches Fach am besten zu dir passt oder du denkst, dass es am besten zu dir passt. Wenn wir uns die Medizin heute anschauen, kann ein Arzt nicht in der Lage sein, jede Operation durchzuführen, also haben wir viele Spezialisten.

Und deshalb denke ich, wenn ich zurückgehen könnte, würde ich mehr reisen und mehr sehen, was möglich ist, was andere Ärzte tun. Nicht nur 10 % in jedem Bereich. Das ist nämlich, was wir lernen: Immer ein wenig, und dann musst du schon entscheiden, wohin du gehst.

Ich denke, es ist besser, ein wenig tiefer in jedes Fach zu schauen, und das ist es letztendlich, was dich entscheiden lässt, wo du dich wohlfühlst.

Aber etwas, das du am Anfang gesagt hast: Es gibt bestimmte Eigenschaften oder bestimmte Fähigkeiten, die du haben musst und die du nicht erlernen kannst. Also, als Patientin – wie kann ich da den Talentierten finden?

Ganz einfach: Frage deinen Arzt, ob er eine Zeichnung machen kann, was er tun würde oder wie das Resultat aussehen soll.

Und wenn du sagst, ich möchte eine Brustvergrösserung und er macht so etwas oder er zeichnet einen kleinen Mann mit einem Sweatshirt, dann weisst du Bescheid. Wenn aber ein Arzt in der Lage ist, zu zeichnen und vielleicht ein Bild des Patienten machen kann oder ein Auge zeichnen kann oder einen Mund oder eine richtige Lippe, dann kannst du sagen: «Okay, zumindest bis jetzt bin ich sicher, denn er kann mit seinen Händen arbeiten.»

Es ist sehr wichtig, dass ein Arzt aufs Papier bringen kann, was er sieht. Es kommt auf die Hände an, denn die sind das Einzige, womit er arbeitet.

Wir haben Hände und wir haben Ohren, die wichtig sind für einen plastischen Chirurgen, für dessen Patienten sehr wichtig sind. Er sollte zuhören können, was der Patient will, und in der Lage sein, es aufs Papier zu zeichnen und dem Patienten zu zeigen, wie es sein könnte und wie das Resultat aussehen könnte oder wie die Technik seiner Operation ist.

Dann sind wir also auf der sicheren Seite. Du weisst es ja selbst: Es gibt tausende von Angeboten für alle möglichen Behandlungen. Jeder Patient sollte also sagen: «Bitte zeichnen Sie mir, was Sie vorhaben.»

Ja, und wie es am Ende aussehen sollte. Ein weiterer guter Anhaltspunkt ist – und vielleicht liege ich da auch völlig falsch – aber wenn ein Chirurg oder ein plastischer Chirurg ein Instrument wie Klavier oder Oboe oder Trompete spielt.

Es ist alles eine Art von Kunst. Plastische Chirurgie ist nicht nur ein Gebiet in der Medizin, es ist eine Art von Kunst. Und du kannst kein Künstler sein, wenn du nicht in der Lage bist, mit deinen Händen zu spielen. Das ist meine Meinung.

Du kannst deinen Arzt nach seinem Hobby fragen, dann siehst du es. Wenn er sagt: «Nun, mein Hobby ist Fußballspielen», dann weisst du, vielleicht bin ich am falschen Ort.

Vertraue nie einem Chirurgen, der Fußball spielt. Das ist ein interessantes Auswahlkriterium. Ja, wir lernen heute viel dazu.

Ich weiss, das ist meine Vorstellung von Chirurgie. Ich habe es dir gesagt, die ist ein wenig anders.

Ja, aber sie ist interessant. Und passt zu anderen erfolgreichen Menschen in anderen Bereichen. Eine Forscherin mit Auszeichnungen und allem sagte: «Trainiere dein Gehirn mit einem Instrument.»

Absolut. Und das ist so wichtig, denn wenn du mitten in einer Operation bist und ein Problem hast, musst du schnell denken. Und deshalb hast du recht. Trainiere dein Gehirn. Du musst eine Entscheidung treffen, gehen wir nach rechts oder gehen wir nach links? Du wirst immer auf Probleme stossen, wenn du Chirurg bist, aber du musst versuchen, sie schnell zu lösen.

Entweder mit deinen Händen oder mit deinem Gehirn. Am besten ist es, wenn du alles benutzt. Und es muss verbunden sein. Es hilft nicht, wenn dein Gehirn gute Lösungen hat und du es nicht auf deine Hände übertragen kannst, du musst diese Fähigkeit haben. Aber du kannst ziemlich schnell und einfach sehen, wie ein Chirurg arbeitet, wie er das Instrument benutzt, wie er seine Nadelzange benutzt, wie er die Pinzette benutzt. Ob er talentiert ist im Umgang mit seinen Instrumenten. Das kannst du ziemlich schnell sehen. Ich meine, ein Orthopäde ist etwas völlig anderes. Er muss arbeiten. Er kann einen Tisch bauen. Er kann den Knochen rekonstruieren. Er kann einen Knochen fixieren. Das ist ein völlig anderes Gebiet als die plastische Chirurgie, bei der du herausfinden musst, wie du dieses kleine Stück Haut an diese andere Seite befestigen kannst, und alles muss funktionieren. Also am Ende ist diese plastische Chirurgie etwas zwischen Geometrie und Statik. Und wenn du darin gut bist, kannst du fast jedes Problem lösen. Nicht jedes Problem, aber sehr viele Probleme. Aber wenn du Geometrie oder Statik nicht verstehst, wenn du hier etwas wegnimmst, passiert hier etwas, aber auch dort und du hast es nicht gewusst. Also nimmst du hier etwas weg und das andere fällt herunter. Was machst du dann? Dann musst du anfangen zu überlegen, wie kann ich das reparieren, damit es wieder so aussieht wie vorher? Aber besser ist es, dass du die Statik verstehst, bevor du anfängst.  Deshalb denke ich, dass die plastische Chirurgie sehr, sehr nahe an der Architektur ist. 

Ja, daran dachte ich gerade. Wir sollten dich einen chirurgisch tätigen Architekten nennen, es ist wirklich sehr nah beieinander.

Und deshalb habe ich gesagt, du kannst hundert Bücher lesen, aber in vielen Fällen musst du selbst überlegen, wie du dieses Problem lösen kannst. Vielleicht musst du neue Techniken erfinden. Oder du kannst schauen, wie der andere Arzt es macht, doch vielleicht versuchst du es ein wenig anders und dann funktioniert es. Und wenn es nicht funktioniert, ist es auch nicht verboten, einen anderen Chirurgen zu fragen: «Kannst du mir helfen? Hast du eine Idee, wie wir das machen können?» Deshalb liebe ich Teamarbeit. Ich operiere gerne mit meinen Partnern, weil jeder eine andere Vision hat. Nicht über das Ergebnis, nur über die Technik.

Den Weg dorthin. 

Ja. Und man ist nie alt genug, um mehr Fähigkeiten zu erlernen. 

Und deshalb… Was du mich vorhin gefragt hast: Was würde ich einem jungen Chirurgen sagen? Reise. Geh dir ansehen, was andere tun. Geh dir ansehen, was Schönheit in Afrika ist, was Schönheit in Asien ist… Und dann lernst du, was der Unterschied ist. Geh zu anderen Ärzten und erlerne ihre Fähigkeiten und versuche, deine typische Operation als Spezialist – wie soll ich es nennen – wie ein Markenzeichen, ein Branding, zu finden. Wie du das im Speziellen machst. Ich meine, ich bin jetzt über zwanzig Jahre in diesem Beruf tätig, und manchmal sehe ich Ergebnisse anderer Ärzte, und der Patient ist nicht hundert Prozent zufrieden, und ich kann dir sagen, wer es gemacht hat, weil ich weiss, wie andere Ärzte arbeiten. Ihre signierte Operation. Wie Unterschriften. Und du siehst es und sagst: «Oh, das kommt von dieser Seite.» Und dann kannst du versuchen, es zu reparieren. Weise niemals anderen Ärzten eine Schuld zu. Aber du kannst versuchen, es zu reparieren, weil ich sicher bin, der andere Arzt hat auch etwas gesehen, was ich gemacht habe, und der Patient war nicht zufrieden. Das ist normal. Aber du kannst dem Patienten helfen und es reparieren. Und das ist eines der grossen Probleme: Du solltest immer den Patienten an die erste Stelle setzen. Nicht dich selbst, denn du bist nicht an erster Stelle. Du bist hier und versuchst, das Problem zu lösen. Aber du musst das Problem mit dem Patienten an die erste Stelle setzen. Und sei auch dir selbst gegenüber fair und ehrlich. Wenn du das Problem nicht lösen kannst, wenn du es nicht lösen willst, wenn du denkst, es ist nicht notwendig, sprich es an. Sage es dem Patienten. Du musst nicht alles operieren. Wenn keine Notwendigkeit für eine Operation besteht, wird er sicherlich jemand anderen finden, der es macht. Aber wenn du dich nicht wohl fühlst, ist es sehr wichtig, auch nein zu sagen. Denn wenn du alles operierst, endest du wie ein Instagram-Arzt.

Das war wirklich ein sehr interessantes, hilfreiches Gespräch. Vielen Dank!

Danke, dass du mich gefragt hast.

Und jetzt gehen wir zum Schreibtisch, und du zeichnest. Nur ein Scherz! Vielen Dank. 

Danke dir!