Dr. Siegfried Marquardt


Dr. Siegfried Marquardt wuchs am Tegernsee in Bayern auf und studierte und promovierte in Zahnheilkunde an der LMU in München. Er ist heute ein anerkannter Spezialist für Ästhetik und Funktion (DGÄZ), für Implantologie (EDA / BDIZ-EDI) und für Sportzahnmedizin (DGSZM).

Parallel zu seiner Praxis in Tegernsee führt er eine internationale Fortbildungsstätte für alle Bereiche der Zahnmedizin.

Darüber hinaus ist Dr. Marquardt als Lehrbeauftragter der Akademie Praxis und Wissenschaft regelmässig international als Referent tätig.

Warum, denkst du, bist du so erfolgreich?

Ich glaube, dass ich das grosse Glück hatte – wofür ich auch tiefe Dankbarkeit empfinde –, dass ich eigentlich sehr unabhängig erzogen, und dass ich doch geführt und geleitet wurde. Aber dennoch tun und lassen konnte, was so in meinem Kopf herumgeschwirrt ist. 

Ich wurde animiert, immer neugierig zu sein und zu hinterfragen, was in meiner Umgebung und in meiner Welt passiert. So entstand diese Leidenschaft, alle Dinge wissen zu wollen.

Und dazu gehört natürlich dann auch, zu wissen, wohin man will. Ich glaube, ich habe einen relativ starken Fokus darauf, was ich tue.

Die Neugierde hat mich dazu gebracht, ein sehr breites Feld zu erfassen. 

Und Erfolg hat auch mit Freude zu tun: Ich habe dermassen Freude an dem, was ich tue – aber ich bin sehr diszipliniert.

Zudem ist Authentizität für mich extrem wichtig, weil ich weiss, die Welt besteht aus vielen Fakes. Viele versuchen, sich zu verstellen oder sich so darzustellen, wie sie eigentlich gar nicht sind. Da nehme ich auch kein Blatt vor den Mund.

Hast du ein Vorbild oder ein Erlebnis, das dich nachhaltig geprägt hat? 

Es gibt kein eigentliches Vorbild. Aber es gibt sicherlich sehr viele positive und negative Erfahrungen, die mich geprägt haben. 

Mein Grossvater zum Beispiel hatte einen Bauernhof und musste dort sehr schwer in der Nachkriegszeit alles wieder aufbauen. Das war alles sehr, sehr mühsam. Und ich glaube, da habe ich Demut und Respekt kennengelernt. Es ist für mich wichtig, immer den Respekt zu behalten gegenüber meinen Mitmenschen.

Hast du das Gefühl, dass Kunst und Natur – oder Schönheit an sich – dein Leben beeinflussen? Spielst du häufig Klavier?

Bach hat mich da sehr geprägt, ich liebe seine Musik. Sie bringt mich «down to earth». Sie inspiriert mich und ich brauche sie.

Aber die Vorbilder der Kreativität kommen aus der Natur. Und die Natürlichkeit zu behalten und trotzdem die Attraktivität zu stärken, das ist für mich die Kunst in der rekonstruktiven ästhetischen Zahnheilkunde.

Man erhält ein tolles Ergebnis und ein positives Feedback. Und man kann etwas erreichen und bewegen. Man kann auch Menschen positiv verändern. Und das ist Leidenschaft. 

Für mich ist die Natur ein ganz, ganz wichtiger Aspekt.

Wenn ich mit meinem Rad in die Berge fahre, wenn ich draussen laufe, jogge, die Natur erlebe auf dem See beim Stand-up-Paddeln: Das sind alles Dinge, die mich sehr inspirieren. 

In der Natur hängt alles zusammen und wir müssen auch in der Zahnheilkunde eine holistische Auffassung haben.

Wir merken, dass wir in unserem Fachbereich aufhören müssen, nur rein fokussiert den Zahn oder die Mundhöhle zu betrachten. Sondern wir müssen auch einmal versuchen, herauszufinden, warum der Patient irgendwo andere Beschwerden hat, die er einfach nicht in den Griff bekommt. Und deswegen habe ich mich sehr intensiv mit dieser – ich sage jetzt mal – Ganzheitlichkeit beschäftigt. 

Wir wissen heute – und das ist Gott sei Dank jetzt auch in der Studienlage und wissenschaftlich so ausgeprägt, da konnten wir sehr viel mitarbeiten –, dass viele Dinge im Mund-Kiefer-Gesichts-Bereich den gesamten Organismus beeinflussen. Und da gibt es viele Aspekte. 

Ein Aspekt ist die Funktion: Wenn wir heute zubeissen und einen Störfaktor im Biss haben, dann ist die Muskelkette völlig desorientiert. Dann muss die Muskulatur entsprechend kompensieren. Und dann bekommen wir eine falsche Haltung. Und dann wird unsere Gleichschaltung aus dem Lot geschmissen. Und das hat enorme Einflüsse auf unseren Alltag. Dann bekommen wir Rückenbeschwerden. Wir bekommen Nackenbeschwerden. Wir können nicht mehr gut schlafen. Wir haben Kopfschmerzen. 

Und wenn ich heute weiss, ich habe einen Diabetiker vor mir, dann muss ich sofort schalten und wissen, dass Diabetes einen bidirektionalen Zusammenhang mit Parodontitis hat. Das heisst, wenn jemand Diabetes hat, dann hat er eine relativ hohe Wahrscheinlichkeit, auch eine Parodontitis zu entwickeln oder umgekehrt. Das ist ein zweites Beispiel. 

Ein drittes Beispiel ist die Ernährung. Wenn ich heute weiss, ich muss jetzt Implantate setzen oder den Knochen aufbauen, dann muss ich überlegen: Stimmt der Stoffwechsel des Organismus, damit mein Implantat, mein Knochenaufbau auch vom Organismus angenommen wird? Und deswegen ist Ernährungszahnmedizin heute ein ganz entscheidendes Thema. Beispielsweise der Vitamin-D-Metabolismus. Funktioniert mein Knochenstoffwechsel, ja oder nein? Oder muss ich das vorher entsprechend regulieren? Immer in Kooperation mit dem jeweiligen Internisten, Orthopäden, Physiotherapeuten, Osteopathen. 

Das heisst, wir hängen komplett zusammen. Vom Scheitel bis zur Sohle. Und diese Interaktionen zwischen Organen, zwischen Muskelketten, zwischen Rotationszentren, dieser Zusammenhang mit unserem Kau- und Kieferorgan ist unglaublich spannend und macht wahnsinnig Spass.

«Und Erfolg hat auch mit Freude zu tun: Ich habe dermassen Freude an dem, was ich tue – aber ich bin sehr diszipliniert.»

Was wäre dein Utopia? Wie wäre deine Welt, wenn du sie ideal gestalten könntest? 

Ich glaube, wir müssen zurückfinden zum gegenseitigen Respekt. 

Wir müssen das reflektierte, ehrliche Individuum wieder mehr hochhalten, fördern, fordern.

Wir müssen wieder Tugenden entwickeln. Wir müssen eine Wertegemeinschaft werden. Und diese Wertegemeinschaft, die können wir natürlich nur in unserem Umfeld direkt beeinflussen.

Welchen Rat würdest du einem jüngeren Menschen geben?

Bleib dir und deinen Überzeugungen treu. Und nimm dich manchmal selbst nicht ganz so ernst. Und in diesem Spannungsfeld, in dem wir uns insgesamt befinden, sind Freude, Gelassenheit, auch eine gewisse Demut ganz wichtige Werte.

Ich glaube, solange du neugierig bleibst, solange wirst du nie aufhören, die Dinge zu hinterfragen. Glaube nicht mir und glaube nicht deinem Gegenüber. Glaube auch nicht deinen Eltern, deinen Freunden – sondern hinterfrage die Dinge, die dir weitergegeben werden. Versuche, kompetent und fachkundig zu werden. Nur so wirst du unabhängig.

Das ist das Wichtigste.

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«Wir müssen wieder Tugenden entwickeln. Wir müssen eine Wertegemeinschaft werden. Und diese Wertegemeinschaft, die können wir natürlich nur in unserem Umfeld direkt beeinflussen.»