Mats Klingberg


Mats Klingberg wurde in einer kleinen Stadt südlich von Stockholm geboren. Während seiner Kindheit zog seine Familie nach Sao Paolo. Er studierte Wirtschaft in Schweden, Design und Mode in New York und Hotel Management in der Schweiz.

Mats Klingberg ist Mentor an der London Business School und beim The Prince’s Trust. 2010 gründete er «Trunk Clothiers», wo er seinen eigenen Brand und andere nach hohen Standards ausgelesene Marken vorstellt und verkauft. 2011 wurde die Marke «Trunk» von Walpole als «Brand of Tomorrow» ausgezeichnet.

Warum, denken Sie, sind Sie so erfolgreich?

Ich glaube, ich bin im Allgemeinen ein verständnisvoller Mensch. Ich kann Situationen aus der Perspektive anderer Menschen sehen. Und es braucht einiges, um mich wirklich wütend zu machen. Ich meine, ich verstehe die Beweggründe der Leute und kann mich in sie hineinversetzen. Das ist meine Lebenseinstellung. Natürlich versuche ich, die Dinge dauernd weiterzuentwickeln und zu verbessern. Und natürlich gelingt das nicht immer. Aber ich rege mich dann nicht zu sehr darüber auf und schaue nach vorne. Ich versuche es wenigstens.

Natürlich erleben wir alle Rückschläge. Aber ich denke, man lernt daraus und macht weiter. Man kann sich ärgern, aber das hat noch niemandem geholfen. Man sollte sich nicht zu lange mit dem Negativen aufhalten. Denn dann wird alles, was man tut, zu einer Enttäuschung.

Ja, ich denke, ich bin immer meinen Leidenschaften gefolgt. Bevor ich Trunk gegründet habe, habe ich bei American Express gearbeitet. Das hört sich erst mal nach etwas ganz anderem an und in vielerlei Hinsicht ist es das auch. Aber ich war in einer Global-Marketing-Position tätig, in der ich alle großen internationalen Luxusmarken betreute. Es war also eine marketingorientierte Rolle, in der ich mit allen Marken gearbeitet habe, die zu LVMH und Richemont gehören. Das hat dazu geführt, dass ich Kampagnen mit Louis Vuitton, Dior, Gucci, Prada, Armani, Burberry und Ralph Lauren entwickelt habe. Also, das ist sehr strategisch, aber es dreht sich auch immer um die kreative Seite, Kampagnen und Branding.

Ich glaube, ich habe schon sehr lange davon geträumt, etwas Eigenes auf die Beine zu stellen. Damit meine ich, dass ich immer davon geträumt habe, mein eigenes Hotel zu eröffnen – ich glaube, davon träumen viele Leute. Das ist immer noch ein Traum. Aber es schien mir irgendwie einfacher, meinen eigenen Laden zu eröffnen – greifbarer, aufgrund der Erfahrungen, die ich bei American Express gesammelt hatte, weil ich in London lebte, und aufgrund der Verbindungen, die ich aus meiner Zeit bei American Express hatte. Ich hatte das Gefühl, das ist etwas für mich. Ich glaube, es war während der Finanzkrise 2008/2009, dass sich vieles auf eine Art verlangsamte, und ich glaube, wenn so etwas passiert, fängt man grundsätzlich an, sich zu fragen oder Dinge zu hinterfragen. Ich glaube, so erging es letztes Jahr vielen Menschen. «Was will ich wirklich aus meinem Leben machen? Sehe ich mich zum Beispiel als jemand, der die Karriereleiter erklimmt, oder als jemand, der einfach durch die Gegend irrt?» Nein, ich wollte wirklich etwas Eigenes schaffen. Und ich begann, einen Businessplan zu entwickeln. Ich habe selbstverständlich immer noch bei Amex gearbeitet. Damals habe ich Finanzprognosen erstellt. Und ich dachte: «Na ja, ich meine, es ist umsetzbar, irgendwie, in einem verhältnismäßig kleinen, bescheidenen Rahmen.» Und dann, im März 2010, habe ich gekündigt. Aber erst im Juni wurden mir die Schlüssel zu diesem Laden übergeben. Und Ende August habe ich dann eröffnet. Ich habe einfach losgelegt, weil ich schon alle Bestellungen für den Laden aufgegeben hatte, bevor ich überhaupt einen Laden hatte. Ich glaube, das ist meine Erfahrung: Es wird nie etwas passieren, wenn man nur herumsitzt und darauf wartet, oder hofft, dass sich alles fügt, bevor man überhaupt damit angefangen hat. Man muss einfach den Sprung ins kalte Wasser wagen. Ich weiß nicht, ob ich diesen Schritt auch mit meinem jetzigen Wissen gewagt hätte. Aber jetzt bin ich natürlich sehr glücklich. Jeder kann ein Unternehmen gründen. Man muss nur den Mut haben. Man findet immer einen Weg und darf keine Angst haben, um Hilfe zu bitten. Die Menschen helfen gerne, wenn man nur die Hand ausstreckt und offen genug ist, Hilfe anzunehmen.

Wenn man zu viel nachdenkt, bekommt man nur Angst. Man hält sich alle möglichen Risiken vor Augen. Man ist wie besessen von diesen Risiken und konzentriert sich auf die Gründe, warum man etwas nicht tun sollte, anstatt an die Gründe zu denken, warum es getan werden kann. Und man findet immer eine Möglichkeit, sich über Hindernisse hinwegzusetzen.

Außerdem verändert sich die Welt um einen herum ständig. Das kann ich mit Gewissheit sagen. Man muss also einfach flexibel sein in seiner Vorgehensweise. Natürlich hat man seine Leitidee, der man treu bleiben muss. Ich zum Beispiel wollte es Männern schon immer einfacher und angenehmer machen, Kleidung zu kaufen. So viele unserer Kunden gehen nicht gerne einkaufen. Wenn sie reinkommen, denken sie: «Ach, ich kann mit Kleidung nichts anfangen, Kleidung ist mir egal.» Aber man sieht ihnen an, dass es tatsächlich einen Unterschied macht. Es ist unglaublich, wie es sich auf ihr Selbstwertgefühl und ihr Wohlbefinden auswirkt, wenn sie Kleidung finden, die ihnen passt. Und ich definiere, was ich mache, nicht als Fashion. Ich mache schöne Kleidung für Männer, bei der es nicht um die neuesten Trends vom Laufsteg geht, die man auf Instagram und in Blogs sehen kann, denn vieles davon kann ziemlich untragbar sein. Mir geht es eher darum, dass die Kleidung tragbar ist, dass sie ein zeitloses Design und eine gute Qualität hat und von Menschen gefertigt wurde, die von ihrer Arbeit leben können.

Ich habe alle Marken, mit denen wir zusammenarbeiten, oder die Fabriken, mit denen wir für unsere eigene Produktion zusammenarbeiten, persönlich besucht – viele von ihnen sind Familienbetriebe. Wir schließen die Zusammenarbeit mit einer Marke aus, wenn wir nicht genau wissen, wo oder wie die Dinge hergestellt werden.

Gleichzeitig möchte ich aber auch nicht zu verschwenderisch sein. Ich bin nicht sicher, ob das das richtige Wort ist, aber ich sehe mich auch als Unternehmer. Ich versuche, ein aufrichtiges Geschäft zu leiten. Ich bin auch nur ein Mensch und kein Gott oder so etwas. Aber ich möchte es wirklich in allen Bereichen des Unternehmens richtig machen und meine Lieferanten, die Kunden und das Team gut behandeln.

Haben Sie ein Vorbild?

Tyler Brûlé ist mein Partner. Deshalb sind wir in Zürich. Er hat das Monocle Magazine ins Leben gerufen. Wir sind seit 20 Jahren zusammen. Ich war also dabei, als er das Rebranding von Swissair zu Swiss umsetzte. Zu der Zeit war er mit Wallpaper beschäftigt. Das ging zu Ende und er machte Swiss. Neben vielen anderen Projekten hat er dann eine Branding-Agentur und Monocle gegründet. Und natürlich ist es schön, mit jemandem zusammenzuleben, der sehr kreativ ist, kein Nein akzeptiert und einfach loslegt. Ich denke, viele andere Menschen sehen all die Dinge, die schief gehen könnten. Er sieht Dinge, von denen er ahnt, dass sie schief gehen könnten, weiß aber gleichzeitig, wenn man diese zu sehr fixiert, dann passiert einfach nichts. Es geht also wirklich darum, Chancen zu sehen und zu nutzen. Das hat mich natürlich sehr inspiriert, viel eher als irgendeine berühmte Person.

Welchen Einfluss haben Natur, Kunst und Schönheit auf Ihr Leben?

Einen großen. Alles, was schön ist, hat einen Einfluss.

Das hier ist zum Beispiel ein wunderschöner Innenhof mit den Bäumen. Das Licht kommt jetzt rein, man hört die Vögel, und dann die frische Luft. Es ist auch erstaunlich. Dank der Pandemie haben sie hier in Zürich weiterreichende Sitzgelegenheiten genehmigt – ich glaube, normalerweise würde die Stadt diese nur hier erlauben, nicht dort drüben. Und das ist auch außerhalb unseres Ladens passiert. Ich hoffe einfach, dass die Stadt Zürich das so beibehalten wird. Vorher hieß es: «Die Leute haben nicht genug Platz, um sich zu bewegen und die Straße entlang zu gehen.» Aber ich glaube, das hat die Stadt wirklich zum Leben erweckt. Und ich denke, dass das derzeit auf der ganzen Welt geschieht. Und ich hoffe, dass die Menschen oder die Städte erkennen, dass das eine gute Sache ist. Es ist etwas Wunderbares. Es geht darum, dass die Menschen sich dort einfinden und es genießen. Und ich finde es auch schön, dass auch andere Menschen einen glücklich machen. Als Mensch will man unter Menschen sein.

Und ich entdecke Schönheit in vielen Gestalten und in vielen alltäglichen Dingen. Das ist mir lieber, als irgendeinen alten Film anzuschauen. Ich meine, ich schaue mir die Leute um mich herum an, jene, die in den Laden kommen, oder die, die dort drüben sitzen – der eine hat diese coole grüne Jacke an. Vielleicht besorge ich mir ja auch so eine. Ich schnappe also ständig Dinge auf.

Auch die Verbundenheit mit der Natur ist meiner Meinung nach sehr wichtig.

Wie ich schon sagte, ich komme aus einer kleinen Stadt außerhalb Stockholms, den Wald immer ganz in der Nähe. Ich bin kein Landwirt, aber ich war der Natur schon immer sehr nahe. Und ich konnte immer einfach rausgehen und im Wald herumrennen. Außerdem sind wir im Herbst immer Pilze sammeln gegangen, das hat mir immer Freude bereitet. Und wir sind angeln gegangen, haben Flusskrebse gefangen. Die Natur war also schon immer ein wesentlicher Bestandteil meines Lebens. Man fährt in die Berge zum Skifahren. Also, das hat mir gefallen. Das sind Dinge, die wir alle ohne große Ausgaben genießen können. Um die Natur genießen zu können, braucht man nicht unbedingt viel Geld. Das ist sehr wichtig. Ich glaube, das hängt davon ab, wo man aufgewachsen ist. Wenn man in Dubai oder so aufgewachsen ist, dann hat man Angst vor dem Wald. Also, ich weiß es nicht. Natürlich ist es etwas anderes, wenn man in der Schweiz oder in Schweden aufgewachsen ist. Da ist man von Natur umgeben. Vielleicht hat man dann eine andere Beziehung zu ihr. Ich glaube, in Japan spricht man vom Baden im Grünen. Natürlich ist es heilsam, draußen im Grünen spazieren zu gehen. Sie glauben dort fest daran.

Wie sieht Ihr Utopia aus?

Mein persönliches? Wie ich schon sagte, ist es immer noch mein Lebenstraum, irgendwo ein Hotel zu eröffnen. Es reizt mich sehr, Menschen zusammenzubringen, nette Menschen, die sich an der Gesellschaft anderer erfreuen, an einem Ort, wo sie schöne Natur und gutes Essen genießen können und in der Lage sind, sich zu entspannen, ihre Telefone auszuschalten und sich von den einfachen Dingen des Lebens durchdringen zu lassen – Dinge, die das Leben in gewisser Weise lebenswert machen.

Und ich denke, das ist der Ort, an dem ich wachsen möchte, umgeben von netten Menschen. Natürlich können Freunde zu Besuch kommen, aber auch andere Leute. In gewisser Hinsicht bieten wir mit dem von Trunk und Monocle geschaffenen Café und Laden im Seefeld schon jetzt einen Begegnungsort an, ein bisschen wie einen Platz für eine Gemeinschaft. Und es ist so schön, als Bindeglied Menschen die Möglichkeit zu bieten, zusammenzukommen, neue Freundschaften zu schließen, Geschäftsbeziehungen zu knüpfen und einfach nur eine angenehme, entspannte Zeit zu verbringen. Es hat auch meine persönliche Lebensqualität enorm gesteigert. Wir haben eine Menge Leute kennengelernt, denn viele kommen regelmäßig vorbei. Ich bin da draußen unterwegs, man kommt ins Gespräch, man trinkt hier und da etwas. Und dann, wenn man mit den Leuten gesprochen hat, vielleicht zehnmal, dann wird man irgendwann zum Essen eingeladen, und von da an geht es immer weiter. Ich glaube, das war auch im letzten Jahr der Fall, dank der Pandemie. Denn normalerweise geht man vielleicht in eine Bar oder ein Restaurant, aber das geht jetzt nicht mehr. Also geht man zu den Leuten nach Hause, und man tauscht sich ganz anders aus, wenn man bei jemandem zu Hause ist. Und der Wein fließt in Strömen, was in einem Restaurant nicht der Fall ist. Und man wird auch viel persönlicher. Außerdem glaube ich, wir haben im letzten Jahr so viele nette Freunde gefunden. Man kann die letzten zehn, zwanzig Jahre nicht mit dem heutigen Stand vergleichen. Und ich denke, wir haben viele Leute auf diesem Wege kennengelernt, weil wir hier in Zürich sind und diese Art von Gemeinschaft geschaffen haben. Denn wir sind natürlich in gewisser Weise Außenseiter, obwohl wir viel Zeit hier verbracht haben. Also, ich möchte mehr davon. Es könnte auch eine städtische Umgebung werden, aber ich stelle mir vor, irgendwo auf einem Hügel zu sein, mit Blick auf einen schönen See oder so. Also ein schöner Ort, frische Luft, man kann wandern, spazieren gehen, essen, ein Buch lesen, was auch immer einem einfällt. Es geht darum, einen schönen Ort zu schaffen, zu dem Leute kommen, um sich zu entspannen, Kontakte zu knüpfen, aufzutanken und eine schöne Zeit zu haben. So sieht mein Utopia aus. Mein persönliches.

Was sagen Sie Leuten, die Sie um Rat fragen?

Just go for it!!

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