Simone Vago


Simone Vago wurde im Städtchen Barlassina, nördlich von Mailand, Italien, geboren und wuchs auch dort auf.

Er ist Inhaber der Firma Vago Forniture Srl, die von seinem Grossvater Ende der 1920er Jahre als Handwerksbetrieb im Herzen der Region Brianza gegründet wurde. Sein Vater, Vorreiter und Verbreiter der Bezeichnung «Made in Italy», verwandelte das Unternehmen in einen Schmelztiegel aus Kunst, Design und Handwerk.

Über 90 Jahre und drei Generationen später ist das Unternehmen unter der Führung von Simone Vago heute weltweit tätig und gefragt in den Bereichen Designberatung und Innenarchitektur.

Warum, denken Sie, sind Sie so weit gekommen?

Weil ich das mache, was mir am meisten gefällt. Ich bin wirklich glücklich. für mich ist es kein Problem, sieben Tage die Woche zu arbeiten, weil ich es gern tue.

Positiv zu sein, ist Teil des Spiels. Wenn Sie sich hier umsehen, ist alles voller schöner Dinge und lieber Erinnerungen, die mich an meinen Vater, meine Familie oder einen besonderen Kunden erinnern, der hierhergekommen ist und mit dem wir immer noch Kontakt haben.

Ich verkaufe Erlebnisse, keine Projekte oder Objekte, sondern eine Erfahrung. Und ich denke, das ist das Entscheidende in dieser Welt. Ich verkaufe ein Erlebnis, und das Erlebnis basiert auf unserer Geschichte und unserer Kultur. Ich bringe Projekte mit Kunst zusammen, die Verbindung zwischen Kunst, Design und modernen Objekten ist wirklich eng.

Das können wir nicht auf Social Media finden, in einer Welt, voller Fakes, die wir auf unserem Telefon entdecken. Ich biete etwas Reales an, das man berühren kann, das Emotionen hervorruft. Ich verkaufe ein Erlebnis, und das Erlebnis basiert auf unserer Geschichte, unserer Kultur. Ein positives Erlebnis ruft echte Emotionen hervor, die nicht vergessen werden. 

Ich bin nicht dünn und liebe es, zu essen, zu trinken. Das gehört dazu, das Leben zu geniessen und die Lebensweise, die wir in Italien haben, und was die Menschen auf der ganzen Welt an uns lieben. Wir heissen Menschen aus der ganzen Welt wirklich willkommen, nicht nur Kunden, sondern auch Freunde, und es ist für uns eine echte Freude. Ich arbeite mit Freude, das ist in meiner DNA. 

Ich weiss nicht genau, warum wir Italiener so beliebt sind. Vielleicht, weil wir wirklich offen sind, weil wir andere Menschen lieben und gerne neue Leute treffen. Es ist ein Teil unserer Kultur. Wir vermitteln etwas Anderes als andere europäische Nationen. Für uns ist es einfach, neue Beziehungen zu vielen Menschen aufzubauen. Das ist ein Teil von mir und es ist auch mein Plus. Es ist eine Mischung aus Persönlichkeit, Kultur, unserer Geschichte – vielleicht übertreiben wir manchmal ein bisschen. Mein Job ist der interessanteste überhaupt: Es geht darum, andere Menschen zu treffen, sie kennenzulernen und dann herauszufinden, was sie brauchen, damit ich ihnen helfen kann. Erst dann geht es ums Geldverdienen.

Ich wache auf, und lächle. Die Leute um mich herum fragen: «Worüber lächelst du heute Morgen?» Ich bin wirklich glücklich. Warum sollte ich nicht lächeln? Meine Tage beginnen um acht Uhr morgens und enden normalerweise gegen Mitternacht. Vielleicht beenden wir sie mit einem Abendessen oder einem Aperitif oder einem gemeinsamen Absacker.

Mein Sohn und meine Frau sind sieben Tage die Woche, 24 Stunden am Tag Teil meines Lebens. Und wenn ich geschäftlich unterwegs bin, kommen sie mit mir mit. Ich liebe es, mit meiner ganzen Familie zusammen zu sein, meinem kleinen Sohn Giovanni und meiner Frau Paola. Ich schöpfe viel Energie aus diesem Zusammensein.

In Italien ist die Familie ein wichtiger Teil unseres Lebens und unserer Kultur. Ich möchte, dass alle Menschen, die mich lieben oder die ich liebe, immer bei mir sind, wenn möglich, auch auf meinen Geschäftsreisen.

Haben Sie einen Ratschlag für junge Menschen?

In Zeiten wie diesen, in denen alles unsicher ist und sich sehr schnell ändert, muss jeder seinen Weg finden. Ich bin stolz darauf, in meiner Familie zu sein, bei meiner Familie zu sein, und das ist mein Weg. Er funktioniert für mich, und ich kann nur für mich selbst sprechen. Sagen wir, dass in Italien die Tradition der Familie stärker ist als in anderen europäischen Ländern. Wohl nicht nur, weil der Papst hier in Italien sitzt. Es ist eine Art Religion, Tradition, Erbe und Vermächtnis. Das sind unsere Wurzeln. Wir sind in einer anderen Zeit jetzt, aber trotzdem kommen wir immer wieder auf unsere Wurzeln zurück. Was ich sagen möchte, ist: Wir sind Italiener, und gegen alle Widrigkeiten bleiben wir Italiener. Daher sind wir vielleicht sogar ein wenig langweilig, aber offensichtlich ist es auch ein Teil von mir.

Haben Sie eine Utopie?

Ja. Ich denke, wir müssen und sollten zu unseren Wurzeln zurückkehren. Wir müssen echt, aufrichtig und authentisch sein. Wahre Emotionen sind Teil unseres Lebens und auch des Geschäftslebens. Meine Utopie ist: Lasst uns zu dieser Zeit zurückkehren, als der Mensch wirklich im Mittelpunkt von allem stand. Es gibt so viel Falsches um uns herum. Ich versuche, all diese Veränderungen in meiner Geschäftswelt zu bekämpfen. Wir schaffen Erlebnisse und verkaufen Erfahrungen und diese Art von Erlebnis entsteht nicht in grossen Unternehmen mit Hologrammen und künstlicher Intelligenz. Wir müssen zu den Werkstätten zurückkehren mit ihrem «Homo Faber», wie er auf Lateinisch heisst: Dem Menschen, der mit seinen Händen arbeitet. Leider sind zu viele Familienunternehmen im Moment in den Händen von Hedgefonds oder grossen Gruppen. Und natürlich ändert sich alles, wenn man in die Dynamik eines solchen Konzerns gerät. Das Team, das man um sich hatte, verschwindet, die Kontakte fallen weg, der Handwerker, mit dem wir immer zusammengearbeitet haben, ist nicht mehr da und viel Wertvolles fällt weg. Die zwischenmenschlichen Beziehungen verschwinden ersatzlos.

Meine Utopie ist es, zu der Zeit zurückzukehren, als der Mensch wirklich im Mittelpunkt von allem stand, sei es in der Gesellschaft, in unserem sozialen Leben, aber auch im Geschäftsleben oder in meiner Art von Geschäft. Geben wir unseren Kunden wieder etwas Einzigartiges, das in kleinen Werkstätten und Handwerksbetrieben geschaffen wurde, die wir hier im sogenannten Möbel-Tal nördlich von Mailand haben. Zurück zu den Händen, die ich liebe, zu den Händen meiner Arbeiter. Manchmal mache ich Fotos, von diesen Händen, auch wenn sie schmutzig und abgearbeitet sind.

Es ist eine grosse Utopie, aber ich denke, wir werden erfolgreich sein, basierend auf unserer Kultur, unserer Geschichte, unseren Fähigkeiten und durch unsere Hände.

«Ich denke, wir müssen und sollten zu unseren Wurzeln zurückkehren. Wir müssen echt, aufrichtig und authentisch sein. Wahre Emotionen sind Teil unseres Lebens und auch des Geschäftslebens.» 

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Danke für deine Zeit, Simone. Es ist schön, hier zu sein.

Es ist mir eine grosse Freude, dich hier an diesem historischen Ort meiner Familie zu haben. Hier in der kleinen Stadt Barlassina. In der Region, in der wir uns befinden, sind wir wirklich im Zentrum der Möbelherstellung. Eine der Hauptstädte der Region, mit viel Geschichte um uns herum.

Viel Geschichte. Und deine Eltern haben Vago gegründet?

Ja, es wurde von meinem Großvater 1920 gegründet. Es ist ein langer Weg, dies ist die dritte Generation und wir sind immer noch hier.

Nicht schlecht in diesen schwierigen Zeiten. Aber ich habe Glück, denn ich wurde inmitten von Schönheit geboren, die wir hier sehen. Es ist eine Mischung aus Schönheit, Design, Kunst… Mein Onkel war zum Beispiel ein sehr berühmter italienischer abstrakter Maler.

Von den Sechzigerjahren an führte meine Familie das Unternehmen, sagen wir mal, auf moderne Art und Weise: In dieser Zeit begannen wir, Designmöbel herzustellen, und natürlich vermarkteten wir das Unternehmen – wie damals üblich – durch Mund-zu-Mund-Propaganda. Von diesem Zeitpunkt an haben wir unser Geschäft wirklich weltweit entwickelt.

Deine Mutter hat den Vago-Showroom hier eröffnet und dann sofort mit Künstlern zusammengearbeitet?

Mein Onkel war Valentino Vago, der berühmte abstrakte italienische Maler. Das war die Verbindung zwischen Kunst und Design.

Natürlich kamen ab diesem Zeitpunkt viele Künstler in unseren Familienbetrieb. Wichtig in der italienischen Kunst jener Zeit waren Künstler wie Fausto Melotti, Claudio Olivieri, Vittorio Matino, Dadamaino und wie du weisst, die typischen Mailänder Künstler.

Die Verbindung zwischen Kunst, Design und modernem «Made in Italy» ist wirklich sehr, sehr eng.

Unsere Wurzeln gehen weit zurück und in diesem Jahr möchte ich zu unseren Wurzeln zurückkehren.

Entdeckung ist nicht das richtige Wort. Ich fange wieder an, mit einer kleinen Werkstatt zu arbeiten, mit einem kleinen Boutique-Unternehmen, bei dem es um den Homo Faber geht, das heisst, den Menschen, der mit seinen Händen etwas Besonderes produziert.

Und das ist es, was ich an diesem Geschäft liebe, dieser Ausdruck: Homo Faber. Denn wenn man in diese kleine Werkstatt eintritt, kann man das Holz riechen, das Eisen oder den Staub des Marmors fühlen und das ist Teil meiner DNA. Ich wurde in diese Art von Dingen hineingeboren.

Und schliesslich habe ich verstanden, dass durch das Verschmelzen unseres alten Wissens mit der Handarbeit die Schönheit und Qualität der Dinge entstehen.

Leider ist die Qualität des industriellen Produkts etwas zurückgegangen und mit meinem Wissen und meiner Geschichte habe ich wieder mit kleinen Handwerksbetrieben zu arbeiten begonnen. Ich bin wirklich glücklich, weil der Mensch in diesem Geschäft das Wichtigste ist. Und ich versuche, meinen Kunden weltweit diese Art von Schönheit der Beziehung zwischen den Menschen zu vermitteln.

Das ist es, was ich liebe. Ich versuche, ihnen diese Erfahrung von all diesen Menschen zu verkaufen, die auf eine alte Weise mit ihren Händen etwas ganz Besonderes machen.

Du hast Vago internationalisiert?

In den letzten 30 Jahren bin ich viel gereist. Ich liebe es, zu reisen.  Für mich ist es einfach, weltweit zu reisen. Und natürlich liebt, sagen wir mal, jeder auf der ganzen Welt unsere Dinge, unsere Marken, unsere Geschichte, unsere Kultur.

Das ist ein Teil meiner DNA. Ich reise superschnell und super einfach an jeden Ort der Welt. Ich bin gerade erst von einer langen Reise nach Indien zurückgekommen. Es ist wirklich seltsam: Ich habe vor 30 Jahren in Indien angefangen zu arbeiten, ich liebe dieses Land und kenne inzwischen viele Leute dort. Und es könnte sein, dass ich dort vielleicht etwas starten werde, weil es ein Ort ist, an dem ich gerne bin. In den letzten zehn Jahren war ich oft an diesen Orten in Fort Kochi im Süden Indiens, Kerala. Und in Fort Kochi gibt es die Biennale der Kunst und die Verbindung zu meinem Beruf und zur Kunst ist wirklich eng. Ich versuche, einen guten Standort zu finden. Und weil Fort Kochi eine portugiesische Stadt war, gibt es da einige interessante Gebäude.

Und meine Idee ist es, dort etwas wirklich Besonderes zu eröffnen, das vielleicht ein Hotel sein könnte, plus eine Galerie. Ein Ort, an dem wir das, was wir hier in Italien haben, zeigen und unsere Kultur dort in Indien präsentieren. Sagen wir mal, für die nächsten zehn Jahre wird Indien der Ort der Zukunft sein.

Wenn du in all diese Länder reist und zwar als Italiener von den Wurzeln her, was würdest du sagen, was dich so weit gebracht hat? Hast du eine besondere Eigenschaft, die du hervorheben kannst, vielleicht etwas, das du in den Genen hast?

Ich denke, das ist schon etwas unsere DNA. Sagen wir, dass die italienischen Leute auf der ganzen Welt … sie lieben uns, weisst du?

Ja.

Ich weiss nicht, warum. Vielleicht, weil wir wirklich offen sind. Es ist eine Frage unserer Kultur. Wir übermitteln etwas anderes und ich habe viele, nicht nur Kunden, sondern Freunde gewonnen auf der ganzen Welt. Amerika, Südamerika, Zentralamerika, China, Indien, überall in Europa.

Das ist mein Plus, es ist eine Mischung aus Persönlichkeit, Kultur und Geschichte. Für mich ist es wirklich einfach, neue Beziehungen zu vielen Menschen zu knüpfen und zu pflegen, das ist ein Teil von mir.

Ja. Ich weiss nicht, wie du darüber denkst, aber was mich auch anzieht, ist die Lebensfreude, die in Italien herrscht.

Sagen wir, wenn ich diese Art von Projekten verkaufe oder was auch immer ich mache, dann verkaufe ich nicht nur Projekte, Objekte, ein Sofa oder so. Ich verkaufe ein Erlebnis, eine Erfahrung, basierend auf unserer Geschichte, unserer Kultur.  Ich bin nicht schlank, ich liebe es zu essen, zu trinken, das ist ein Teil davon. Und dieses Erlebnis ist ein Punkt, den die Menschen auf der ganzen Welt sehr lieben.

Das alles habe ich mit Kunst verbunden, das ist ein weiterer Teil, der bei all den Klienten und Freunden auf der ganzen Welt, Freunden, sehr gut ankommt und Freude bereitet. Ich arbeite wirklich mit Freude und bereite Freude. 

Für mich ist es kein Problem, sieben Tage die Woche zu arbeiten. Es ist einfach, weil ich das tue, was ich tun will. Ich mache es wirklich gerne.

Meine Tage beginnen um 8:00 Uhr und normalerweise beende ich sie gegen Mitternacht. Vielleicht mit einem Abendessen oder einem Drink danach, wir diskutieren, Fussball, Kultur, Reisen, all die Schätze hier in Italien. Es ist eine Mischung aus allem.

Aber ich denke, das ist Italien, wir sind anders als die anderen in ganz Europa. Ich reise viel, aber unser altes Europa ist der beste Ort der Welt.

Jeder liebt die Lebensweise, die ihr in Italien habt, einschliesslich Essen, einschliesslich Wein, einschliesslich all die alten Kulturstätten und die Historie.

Ich denke, dass wir das Leben in Italien locker angehen. Im Vergleich zu anderen. 

Zu Schweizern.

Zu Schweizern, Deutschen oder anderen, ihr seid zu ernst. Manchmal muss man natürlich ernst sein. Aber weisst du, ein Teil des Lebens ist es, locker zu sein, mit einem Lächeln. Ich sage allen meinen Leuten um mich herum, dass ein Lächeln kostenlos ist. Ich meine, die Leute verbinden den Gesichtsausdruck mit dem Menschen mit der Situation und was auch immer. 

Komm in die Schweiz.

Lächle. Komm schon, es ist kostenlos, wie du weisst. Ich wache auf, ich lächle, immer. Und die Leute um mich fragen: «Warum lächelst du heute Morgen?» Ich wache auf, und ich bin wirklich glücklich. Warum soll ich es nicht zeigen?

Gibt es einen Ort oder irgendwas, wo du auftankst?

Natürlich. Die Arbeit hier ist eine Art von Aufladung. Wir arbeiten wirklich, wirklich hart. Aber wenn ich Menschen treffe oder besondere Projekte mache, dann bin ich immer voller Energie.

Manchmal fühle ich mich müder, wenn ich im Urlaub bin. Ja, das ist wirklich seltsam. Aber ich muss arbeiten. Menschen zu treffen, gibt mir Adrenalin.

Menschen, einfache Menschen, vielleicht arbeiten sie mit Eisen, vielleicht arbeiten sie mit Holz. Einfach tolle Leute, die um mich herum sind und mit denen ich gerne arbeite. Ich bringe meine Energie zu ihnen, sie geben mir Energie zurück und alle sind gut drauf.

Das ist einer meiner Pluspunkte, glaube ich: Ich bringe eine Menge Energie ein, manchmal, eher selten, kostet mich jemand viel Energie. Aber ja, im Moment habe ich noch viel Energie.

Ja, ich weiss das, weil jedes Mal, wenn ich dich verlasse, fühle ich mich irgendwie gestärkt oder inspiriert. Und deshalb sind wir hier.

Ich bin ein Solarpanel.

Ja. ein Solarpanel. Das ist auch der Grund, warum ich auf diesem Interview bestanden habe, weil ich dachte, dass jeder diese guten Vibes kennenlernen sollte, die du überall verbreitest.

Positiv zu sein, ist ein Teil dieses Spiels. Wenn ich das Gefühl habe, dass du ein wenig müde oder gelangweilt von einer Situation bist, ist es für mich ein Leichtes, dich aufzumuntern.

Wenn du dich hier umsiehst, ist alles voller schöner Dinge, schöner Erinnerungen, die mich an meinen Vater oder meine Familie erinnern oder an einen besonderen Kunden, der hier war. Etwa ein wirklich besonderer Kunde oder VIPs mit denen ich noch in Verbindung stehe, die mich rund um die Welt einladen, weil sie hier ein tolles Erlebnis hatten.

Ich denke, dass ich schöne Erfahrungen vermittle, ermögliche. Nicht Möbel, nicht Projekte, sondern ich verkaufe eine Erfahrung. Ich denke, das ist der Punkt in dieser Welt, wirklich. ich weiss nichts über den Einsatz von Social Media und all die Fake News, die wir in unserem Telefon finden. Ich befasse mich mit realen Dingen, die berühren, die Emotionen hervorrufen und die Sinne wecken.

Holz und Leder riechen, gut essen, Rotwein trinken – warum nicht? 

Ich denke, dass solche Erlebnisse etwas sind, das wir mit unseren Architekten, Kunden und Freunden teilen müssen.

Für internationale Projekte arbeite ich mit vielen Architekten zusammen. Sie sagen auch, dass dies wirklich das Tal der Möbel ist. Sagen wir mal, 80% der unglaublichsten Designmöbel, werden in dieser Gegend hergestellt.

Und Mailand ist die Hauptstadt, natürlich. Wir haben auch einen fantastischen Spot im Zentrum von Mailand. Aber hier ist der Ort, wo meine Familie 1920 begonnen hat. Es ist wirklich wichtig, zu zeigen und zu versuchen zu verstehen, dass hinter meinem Gesicht eine Geschichte steht, eine Familiengeschichte, eine Geschichte der Region, die Geschichte des Handwerks.

Du hast einen Sohn und Leute um dich herum, die um Rat fragen: Was sagst du ihnen?

Ich wurde Vater, als ich, sagen wir, 40 und etwas war, mein Sohn und meine Frau sind 24 Stunden am Tag ein Teil meines Lebens. Und wenn ich beruflich unterwegs bin, vielleicht, muss ich 20 Tage ausserhalb Italiens sein – wenn es möglich ist, kommen sie mit mir. Ich liebe es, mit meiner ganzen Familie zu sein, meinem kleinen Sohn Giovanni und meiner Frau, Paola, weil ich durch sie Energie bekomme.

Und ich denke, das ist ein weiterer interessanter Punkt, weil in Italien die Familie ein wichtiger Teil unserer Kultur ist.  und es ist wirklich unglaublich, aber manchmal, wenn ich irgendwo auf der Welt ankomme und mit meiner Familie ankomme, sind alle überrascht. Aber irgendwie sind sie so glücklich, dass ich mit meiner Familie gekommen bin. Sie wissen, das ist mein Sohn, das ist meine Frau und sie helfen mir bei der Reise. Vielleicht reisen wir nicht nur an einen Ort, vielleicht reise ich in sechs oder sieben verschiedene Städte, und das ist ein Teil meines Lebens.

Und ich möchte, dass alle Menschen, die mich lieben oder die ich liebe, immer bei mir sind, während meiner Reisen oder meiner Geschäftsreisen in jedem Teil der Welt.

Die italienische Tradition der Familie funktioniert heute immer noch?

Ich denke, sie funktioniert. Ja, sie funktioniert, in dieser Zeit, in der alles fliesst, muss jeder einen Weg finden, und das ist mein Weg. Ich bin stolz darauf, in meiner Familie zu sein, wo sonst. Sagen wir mal, in Italien ist die Tradition der Familien ein wenig stärker, nicht, weil wir den Papst hier in Italien haben. Es ist eine Tradition, fast Religion, was auch immer, und natürlich sind das unsere Wurzeln. Es ist eine andere Zeit, aber die Wurzeln sind immer wichtig. Wir Italiener, wir sind so etwas von italienisch. Es ist fast ein wenig langweilig, aber es ist auch ein Teil von mir

Hast du eine Utopie? Wie sähe deine ideale Zukunftswelt aus?

Ja. Die Utopie, für die ich auch in meinem Geschäft kämpfe: Der Homo Faber, auf Lateinisch der Mensch, der mit den Händen arbeitet. Ich denke, wir müssen zu unseren Wurzeln zurückkehren. All die kleinen Unternehmen, all die Familienunternehmen, sind mittlerweile leider in den Händen von Hedgefonds oder grossen Gruppen, was auch immer.

Wenn man in die Dynamik von grossen Unternehmen kommt, ändert sich vieles, das Team, das man normalerweise um sich hatte, die Mitarbeiter, die Handwerker, was auch immer. Meine Utopie ist es, wieder den Menschen wirklich ins Zentrum zu stellen. Ein Anfang ist es, wieder mit den kleinen Familienbetrieben zu arbeiten, die Einzigartiges durch Handarbeit schaffen. Es ist eine grosse Utopie, aber ich denke, es wird der Raum sein und es ist der Raum.

Ich bin sicher, es gibt zu viele Fälschungen um uns herum. Wir müssen versuchen, real und echt zu sein, um Erlebnisse und Emotionen zu schaffen. Wie ich vorher gesagt habe: Wir verkaufen Erfahrungen, und diese Art von Erfahrungen werden nicht mit Hologrammen und künstlicher Intelligenz, gemacht, sondern sie basieren auf unserer Kultur, unserer Geschichte, und ich denke, auch durch unsere Hände.

Zurück zu den Händen, endlich. Ich liebe es, die Hände meiner Arbeiter zu zeigen. Manchmal mache ich ein Foto davon, auch wenn sie schmutzig sind.

Die Nägel.

Ich liebe das. Ich liebe diese Details. Ich erinnere mich an die Hände meines Onkels, der ein Maler war, mit all den Malfarben auf der Hand. Und ich sagte: «Onkel, warum malst du?» «Ich liebe es, meine Hände zu zeigen, weil ich alles mit meinen Händen mache.» Und natürlich ist das ein Teil von mir und ich liebe es, etwas von Hand zu tun.

Zurück zu den Händen, zurück zur Essenz, zurück zum einen Ort, der zwar wirklich schwer zu finden ist, aber der wirklich authentisch ist. Ich denke, wir werden diesen Ort wieder finden, finden müssen.  Und ich denke, dass wir hier mit unserem Geschäft, mit unserer Geschichte, mit unserem Wissen, mit der Art und Weise, wie wir dieses Geschäft machen, eine wichtige Rolle spielen werden in Zukunft.

Danke, dass du dir die Zeit genommen hast.

Nein, danke dir, wirklich. Es war eine Freude. Es war eine Freude, dich als Teil unserer Familie hier zu haben.